Ziele 2030
Die Agenda 2030 der UNO hat die Kraft, unsere Welt zu verändern. 17 globale Nachhaltigkeitsziele zeigen, wie wir Ungerechtigkeit bekämpfen, die Klimakatastrophe verhindern und die Welt zu einem lebenswerten und gerechten Ort für alle machen können. Bildung ist der Schlüssel dafür. Los geht’s!
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Ziel 1: Keine Armut

Armut in allen ihren Formen und überall beenden

Ziel 1 der 17 Nachhaltigkeitsziele ist mit dem ambitionierten Anspruch angetreten, extreme Armut vollständig zu überwinden. Der Kampf gegen Armut hat vor 2020 Erfolge gezeigt und die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen konnte halbiert werden. 2020 hat jedoch die Covid-19-Pandemie 70 Millionen Menschen zusätzlich in extreme Armut gedrängt, andere Krisen tragen ebenfalls zur Steigerung der Armutszahlen bei. Die Verringerung von Armut bleibt daher weltweit eine der größten Herausforderungen für Gesellschaft und Politik. Internationale Organisationen gehen davon aus, dass zurzeit ca. 750 Millionen Menschen in extremer Armut leben – das sind etwa 9,3% der Weltbevölkerung und mehr Menschen als in den USA, Brasilien und Deutschland zusammen.
Wie Armut gemessen werden soll und wie eine relevante Einschätzung von Armut und Armutsgefährdung erfolgen kann, ist umstritten. Der Unterscheidung von extremer und relativer Armut steht ein multidimensionaler Ansatz von Armutsmessung gegenüber. Extreme Armut wird mit einem finanziellen Minimum definiert: als extrem arm gelten derzeit Menschen, die mit weniger als 2,15 US Dollar pro Tag auskommen müssen (umgerechnet in lokaler Kaufkraft). Dies sichert gerade das Überleben, ist aber keinesfalls ausreichend für einen annehmbaren Lebensstandard. Extreme Armut bedeutet, nicht ausreichend Nahrung zu haben, kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser oder zu sanitären Einrichtungen. Das Nachhaltigkeitsziel 1 hat aber nicht nur die Armut in den Ländern des Globalen Südens im Blick, sondern Armut in all ihren Dimensionen nach der jeweiligen nationalen Definition. Damit ist dieses Ziel für alle Staaten relevant. In den Ländern des Globalen Nordens gibt es kaum extreme Armut, aber relative Armut. Diese orientiert sich am sozialen Umfeld eines Menschen und bezieht sich auf eine umfassendere soziale Ungleichheit.

Der mehrdimensionale Armutsindex (Multidimensional Poverty Index, MPI) misst, wie stark ein Haushalt unter Entbehrungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebensstandard leidet. Auch innerhalb der Europäischen Union wird Armut als ein multidimensionales Problem gesehen. Gemessen wird anhand verschiedener Indikatoren zur Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung, auf Basis der Daten zu Einkommens- und Lebensbedingungen. Laut Daten aus 2021 sind in Österreich 2,3 % der Bevölkerung von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen und 17,3 % der Bevölkerung sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Umgerechnet sind das etwa so viele Menschen wie in der ganzen Steiermark und Kärnten zusammen. Diese Zahlen bilden die Veränderungen aufgrund der hohen Inflation und Teuerungsrate in den Jahren 2022/2023 noch nicht ab.

Die Unterziele von Ziel 1 fordern die Staaten auf, neben Maßnahmen gegen unmittelbare, materielle Armut auch eine armutsfeste Mindestsicherung zu erarbeiten sowie die Chancen- und Teilhabegerechtigkeit zu verbessern. Dies betrifft den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, aber auch zu Grund und Boden und anderen Vermögensformen. Ein weiteres Ziel liegt in der Verbesserung des Schutzes gegenüber klimabedingten Extremereignissen. Auf internationaler Ebene wird die Verbesserung der Entwicklungszusammenarbeit und die Erarbeitung von Strategien zur Verringerung der Armut von Frauen gefordert. Wie diese Forderung zeigt, ist die Bekämpfung von Armut in all ihren Formen nicht nur ein eigenes Nachhaltigkeitsziel, sondern eine Querschnittsaufgabe mit Verbindungen in andere Ziele.

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Ziel 1 in der Bildungsarbeit

Armut und damit verbundene soziale Ungleichheit ist ein inhaltlich sehr weites und vor allem sachlich wie ethisch komplexes Themenfeld. Soziale Ungleichheit ist in all ihren Ausprägungen, Tiefenstrukturen und Begünstigungsfaktoren längst eine reale Lebenserfahrung oder eine konkrete Bedrohung für zahlreiche Menschen auch in den Ländern des Globalen Nordens. Armut, Armutsgefährdung und soziale Ungleichheit sind damit auch Lebensrealität in den Zielgruppen, an die sich Bildungsarbeit zu den SDGs richtet. Die inhaltliche und didaktische Gestaltung von Bildungsangeboten ist hier besonders gefordert und die gewählte „Sprache“ dabei von zentraler Bedeutung. Es braucht eine milieusensible, lebensweltorientierte und achtsame Gestaltung von Inhalten und Methoden. Die Auseinandersetzung mit Armut und sozialer Ungleichheit verhandelt auch ethische Fragen, die mit (unbewussten) eigenen Positionierungen zu tun haben und erfordert daher eine kritische und selbst-reflektierende Haltung von Pädagog*innen.

Bildung stärkt das Wissen über strukturelle Ursachen und Auswirkungen von Armut und damit verbundener sozialer Ungleichheit sowie über Möglichkeiten zur Verringerung von mehrdimensionaler Armut und Armutsursachen.

Bildung ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit Ursachen und Auswirkungen von Armut und sozialer Ungleichheit sowie mit Konzepten sozialer Gerechtigkeit. Auf dieser Basis können konstruktive Diskurse über Perspektiven, Maßnahmen und Handlungsoptionen – auf individueller, lokaler, nationaler und globaler Ebene – stattfinden.

Bildung fördert personale und soziale Kompetenzen, um sich mit Einfühlungsvermögen und solidarisch zu Fragen von Armut und Ungleichheit zu positionieren und sich mit Analyse- und Reflexionsfähigkeit am gesellschaftlichen Diskurs über Armut, Armutsgefährdung und soziale Ungleichheit beteiligen zu können.
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